Takasaki
Gefeiertes Debüt in Takasaki
Eine gewisse Tourneeroutine stellt sich ein: Der Jetlag ist halbwegs ausgeschlafen, die Abläufe werden immer flüssiger. Für täglich neue, mitunter unerwartete Eindrücke sorgen derweil die Konzerthallen, vor allem jene, in denen unser Orchester zum ersten Mal auftritt. Das erst 2019 eröffnete Takasaki City Theater mit genau 2027 Plätzen ist heute restlos ausverkauft. Auch in der von knapp 400.000 Menschen bewohnten und damit in Japan eher kleinen Großstadt hat man keine Kosten gescheut: Wie im Performing Arts Center in Hyogo wurde der Bühnenboden auch hier mit dem Holz der Hinoki-Scheinzypresse belegt, während der Saal an sich ganz mit Amerikanischer Weiß-Eiche ausgekleidet ist – in einem warmen Rotbraun, einer Farbe, die laut unserer Dolmetscherin Eri Saito in Japan Maronipflaume genannt wird.
Bühnenarchitektur vom Feinsten: Der Raum öffnet sich vom Podium aus über einen ansteigenden Parkettbereich und fließt in einen ausladenden Balkon, was schon in der Anspielprobe für Aha-Effekte sorgt. Auf der Bühne nehmen sich die rund 40 Musikerinnen und Musiker für Mozarts Klavierkonzert KV 488 wie ein mittleres Kammerorchester aus, und sogar neben der großen Mahler-Besetzung mit zweieinhalbmal so vielen Orchestermitgliedern wäre noch Platz. Aber der Schein trügt: Klanglich könnte ein kleinerer Saal kaum mehr. Chefdirigent Yutaka Sado lässt heute einzelne Stellen aus allen Sätzen anspielen, immer nur wenige Takte, bespricht sich mit dem Orchester und blättert rasch weiter in der Partitur – ein Geräusch, das die Saalakustik ebenso plastisch wiedergibt wie das Pianissimo von Harfe und Streichern zu Beginn des Adagiettos. Auch wenig später im Konzert fährt das erste Orchestertutti im Trauermarsch der fünften Symphonie Gustav Mahlers mit Macht in die Glieder: Modernste Saalakustik mit Megafonwirkung!
Dass unsere Musikerinnen und Musiker nach ihrem Debüt in Takasaki nur kurz für den auch diesmal wieder stürmischen Applaus danken können, tut ihnen fast ein wenig leid. Doch direkt an das Konzert schließt sich die Weiterreise nach Tokio an. Drei Auftritte stehen ihnen dort in den nächsten Tagen bevor: in der Suntory Hall, im Fuchū-no-Mori Art Theater und zum Tournee-Abschluss in der Sumida Triphony Hall. Die Schnellpolka von Johann Strauss stimmt Yutaka Sado trotzdem an. Und Kyohei Soritas Zugabe an diesem Abend? Heute trumpft er mit dem Finale aus Modest Mussorgskis «Bildern einer Ausstellung» auf: «Die Hütte der Baba-Jaga» und «Das große Tor von Kiew» – ganz großes Klavierkino. Dazu morgen mehr!
Celebrated debut in Takasaki
The concert halls, especially those where our orchestra is performing for the first time, are providing new and sometimes unexpected impressions every day. The Takasaki City Theater, which only opened in 2019 and has exactly 2027 seats, is completely sold out today. No expense has been spared in this city, which has a population of just under 400,000 people and is therefore rather small by Japanese standards. As at the Performing Arts Centre in Hyogo, the stage floor here is made from Hinoki cypress wood, while the hall itself is panelled entirely with American white oak – in a warm reddish-brown that, according to our interpreter Eri Saito, is called maroni plum in Japan.
On stage, the 40 or so musicians for Mozart’s Piano Concerto K. 488 look like a medium-sized chamber orchestra, and even with the large Mahler ensemble with two and a half times as many orchestra members there is space to spare. But appearances are deceptive: a smaller hall would be hard pushed to offer better sound. Today Music Director Yutaka Sado has individual passages played from all the movements, always just a few bars, and quickly turns the pages of the score – a sound that the hall acoustics get across just as vividly as the pianissimo of the harp and strings at the beginning of the Adagietto. And a little later in the concert, the first orchestral tutti in the funeral march of Gustav Mahler’s Fifth Symphony makes itself felt with force: these are state-of-the-art hall acoustics that resound like a megaphone!
After their debut in Takasaki, our musicians are almost sorry that they can only briefly express their thanks for the once again rapturous applause. However, the concert is immediately followed by the onward journey to Tokyo. Nevertheless, Yutaka Sado plays Johann Strauss’s Fast Polka. And Kyohei Sorita’s encore this evening? A triumphant rendering of the finale from Modest Mussorgsky’s «Pictures at an Exhibition»: «The Hut of Baba Yaga» and «The Great Gate of Kiev» – epic piano-playing. Of which there will be more tomorrow!