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Diener am Werk

Florian Rosensteiner über seine Zusammenarbeit mit Yutaka Sado

Mit dem Tonkünstler-Orchester verbindet mich bereits eine lange und für mich persönlich sehr wichtige Beziehung. Ich durfte 1993 mit einem Konzert im Wiener Musikverein mein Dirigierstudium mit diesem wunderbaren Orchester abschließen. Damals ahnte ich nicht, dass ich in dem Saal noch so oft mit diesem Orchester arbeiten würde, wenn auch nicht als Dirigent, sondern als Musikaufnahmeleiter für Radio Österreich 1. Viele Radioaufnahmen entstanden seither für Ö1 und einige davon wurden auch als CD veröffentlicht. Seit Beginn dieser produktiven Zusammenarbeit mit Ö1 2005 entstanden insgesamt 32 CDs mit dem Tonkünstler-Orchester, allein 15 davon in den letzten zehn Jahren mit Yutaka. Zwei Aufnahmen mit Mahlers achter und neunter Symphonie folgen noch. Eine beachtliche Anzahl, wie ich finde. Das zeugt von besonderem gegenseitigem Vertrauen, wofür ich mich beim Orchester, beim gesamten Management und vor allem bei Yutaka von Herzen bedanken möchte.

Ich habe Yutaka als «Glücksfall» für das Tonkünstler-Orchester wahrgenommen und ihn als unglaublich vielseitigen Dirigenten erlebt, der immer sehr gut vorbereitet ist. Ein Blick in seine Partituren zeigt unzählige Eintragungen in verschiedenen Farben. Ich habe ihm scherzhaft einmal vor einer Aufnahme gesagt: «Deine bunten Partituren sehen nach sehr viel Vorbereitungsarbeit aus». Lächelnd antwortete er mit einem knappen, bescheidenen «Ja». So habe ich Yutaka auch über all die Jahre der Zusammenarbeit erlebt: bescheiden, konzentriert, effektiv, am Dirigentenpult energiegeladen, immer mit dem größtmöglichen Einsatz für die Musik und nicht für sich selbst. Ein wahrhafter «Diener am Werk».

Zehn Jahre! Eine lange und produktive Zeit mit viel wunderbarer Musik. Haydn, Bruckner, Sibelius, Messiaen und vor allem der Zyklus mit den Mahler-Symphonien prägten diese Zeitspanne mit ihm als Chefdirigent. Besonders berührt hat mich sein Zugang zu Bernsteins Musik. Wenn er zu seiner Musik am Dirigentenpult zu tanzen begann, hatte ich das Gefühl, Yutaka trägt als ehemaliger Assistent Bernsteins die Aura des großen Meisters in unsere Zeit

Unsere Musikwelt braucht solche authentischen Künstler.

Meine Lieblingsaufnahme mit Yutaka?
Am liebsten würde ich «alle» schreiben, aber als gebürtiger Oberösterreicher, nicht weit von Bruckners Wirkungsstätte St. Florian aufgewachsen, liebe ich die Musik Bruckners besonders und habe mich immer gefreut, wenn ich mit ihm Bruckner-Symphonien aufnehmen konnte. Zu meinen Lieblingsaufnahmen zählt dabei die vierte Symphonie von Bruckner, die ich nicht nur für sehr gelungen halte, sondern die in vielen Passagen für mich immer wieder persönliche Erinnerungen an meine Heimat wachruft.

Meine erstaunlichste Aufnahme mit Yutaka? 
Ravels Klavierkonzert mit dem blinden Pianisten Nobuyuki Tsujii. Abgesehen von seiner unglaublichen Musikalität und seinen tollen technischen Fertigkeiten konnte Nobuyuki bei den Retakes alle Studienziffern auswendig und wusste sofort, an welchen Stellen wir bei den einzelnen Retakes beginnen wollten. Sein verzauberndes «Clair de Lune» von Debussy als Zugabe im Konzert klingt bei mir noch immer nach.

Meine anspruchsvollste Aufnahme mit Yutaka? 
Bernsteins dritte Symphonie, «Kaddish», für Chor, Knabenchor, Sprecher, Sopran und Orchester. Eine schon durch die sehr große Besetzung herausfordernde Aufnahme, die ebenfalls gut gelungen ist, wie ich denke. Die im Juni 2025 stattfindende sehr groß besetzte achte Symphonie von Gustav Mahler wird sich wohl auch in diese Kategorie einreihen können.

Lieber Yutaka,
herzlichen Dank für die wunderbare Zusammenarbeit und für die vielen schönen Musikwerke, die du gemeinsam mit dem Tonkünstler-Orchester zum Leben erweckt hast. Bitte bleibe weiterhin dieser «Diener am Werk» – unsere Musikwelt braucht solche authentischen Künstler.

Florian Rosensteiner ist seit 1998 musikalischer Aufnahmeleiter bei Radio Österreich 1 (Ö1) im ORF und Spezialist für Schnitt und Mastering bei CD-Produktionen. Er war Wiener Sängerknabe, besuchte das Musikgymnasium Linz und studierte Violine am Bruckner-Konservatorium – heute Anton Bruckner Privatuniversität – in Linz und Orchesterdirigieren an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien. 2011 erhielt er den Echo Award für das Album «Song of the Night» mit den Wienern Philharmonikern und Pierre Boulez, im September 2013 war «Timotheus» unter Nikolaus Harnoncourt «Disc of the Month» der Gramophone Editor's Choice beim Gramophone Magazin. Die 2022 bei Decca erschienene siebenteilige CD-Box «The Clarinet Trio Anthology» wurde mit dem Preis der deutschen Schallplattenkritik ausgezeichnet.

© iStock

Seit Anfang 2016 erscheinen die CDs des Tonkünstler-Orchesters im eigenen Label. Alle Tonträger sind, soweit verfügbar, in den Kartenbüros und online erhältlich.

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